Während ich wieder im kalten Deutschland sitze, aus dem Fenster sehe und den Sturm beobachte, blicke ich auf den wohl schönsten bzw. erlebnisreichsten Urlaub in meinem Leben zurück. Nachdem wir drei Tage in Kapstadt und Umgebung waren, warteten wir gespannt auf den vierten Tag. Denn dann durften wir endlich unseren VW-Bus in der Innenstadt abholen. Zufällig hatten wir auf N-TV eine Reportage gesehen, wo das Unternehmen Classicdepot vorgestellt wurde. Diese vermieten Oldtimer in Berlin sowie in Kapstadt. Nach einem sehr netten Vorgespräch, buchten wir den VW Bus T2 orig. WESTFALIA Camper. Ich träumte schon so lange, von einer Fahrt mit einem VW Bus, dazu das Meer, meine Lieblingssongs und eine ganze Menge Freiheit.


Wir trafen uns mit Moritz von Classicdepot in der Innenstadt. Hier machten wir die Fahrzeugübergabe und besprachen alle wichtigen Details. Da wir den VW Polo noch hatten, fuhren wir anschließend mit beiden Autos zum Flughafen und brachten den Polo weg. Der Bulli stand noch keine zwei Minuten, da strömten schon die ersten Menschen auf uns zu und wollten Bilder mit dem Bulli machen:)


Da wir mit dem Bulli nur ca. 80 km/h fahren konnten, mussten wir unsere Route ein wenig anders planen, als wir es eigentlich vor hatten. Für den Rückweg hätten wir sonst zwei Tage einplanen müssen. Unsere Route kannst du dir hier anschauen. Hierbei hörten wir auf den Rat von Moritz, uns lieber etwas mehr Zeit an den Orten zu lassen, als den ganzen Tag nur zu fahren. Nach knapp 25 Minuten lag Kapstadt hinter uns. Wir fuhren über die N2 bis zur Abfahrt "Somerset West" und weiter auf der R44. Mir hat die R44 und die folgende R43 fast am besten gefallen. Meine Augen kamen aus dem staunen gar nicht mehr raus. Jedes Auto winkte uns freundlich zu, das Meer hatte eine Farbe, wie ich es noch nie gesehen hatte und die Landschaft war noch schöner als am Kap. Wir machten unseren ersten großen Stop am Kogal Bay Beach. Direkt an der Straße befindet sich ein Parkplatz und wenn man ein kleines Stück durch die Dünen läuft, erreicht man einen der schönsten Strände. Hier habe ich mir auch schon den ersten Sonnenbrand geholt. Wir fuhren noch eine ganze Weile weiter, bis wir das erste Mal tanken mussten. Das gesamte Personal, bis auf die Dame an der Kasse, stürzten sich auf unseren Bulli. Jeder wollte gerne eine Bild mit uns machen. Auf dem Bulli ist die erste Surferfamilie von Kapstadt zu sehen und die Gründerin von der Marke Billabong. Das Bild kennen in Kapstadt wohl recht viele, daher waren alle ganz angetan.


Gegen 14:00 Uhr erreichten wir Hermanus. Eine Stadt mit knapp 33.000 Einwohnern. Hier wollten wir den restlichen Tag, sowie die Nacht verbringen. Über Booking.com buchten wir eine wirklich super super schöne Unterkunft. Sie lag nur eine Querstrasse vom Meer entfernt und war so gemütlich, dass ich hier noch mindestens drei Wochen hätte bleiben können. Hier findet ihr die Unterkunft von Rolf. Rolf war zudem sehr freundlich und gab uns reichlich Tipps für Hermanus und die Garden Route.

Am Nachmittag liefen wir den Klippenpfad "Cliff Walk" entlang. Von hier aus kann man von Juli bis Dezember Wale beobachten. Leider hatten wir an diesem Tag kein Glück aber dafür gab es noch so viele andere Dinge zu sehen. Wir liefen ca. 30 Minuten, bis wir den Grotto Beach erreichten. Der Strand ist ingesamt 18km lang und endet am Küstenort "De Kelders". Wir machten eine kleine Pause und tranken frischen O-Saft am Strandcafe, schauten auf das Meer und warfen uns anschließend in den warmen Sand. Auf dem Bild könnt ihr ja meinen knallroten Rücken bestaunen;)


Am zweiten Tag machten wir uns schon recht früh auf den Weg nach Wilderness. Die Strecke dauerte laut GoogleMaps "nur" 3 Std 41 aber wir haben mit dem Bulli an die sieben Stunden gebraucht. Die Strecke geht nur bergab, bergauf und das findet der VW-Bus gar nicht gut. Wir hatten an einigen Stellen wirklich zu kämpfen und fuhren mit 20km/h den Berg hinauf. Aber er hat uns nicht im Stich gelassen, dagegen machte er die lange Fahrt eher zu einem Erlebnis. Die Strecke war landschaftlich wahnsinnig abwechslungsreich. Eine ganze Weile fuhren wir nur durch Weizenfelder, auch die Kornspeicher Afrikas genannt. Danach wechselte die Landschaft wieder zu einem wunderschönen grün und man hatte das Gefühl, in einem ganz anderen Land zu sein. Das hat mich schon ziemlich beeindruckt...


Recht spät, ich glaube gegen 17:00 Uhr erreichten wir "Lodge on the Lake". Auf diese Unterkunft bin ich dank der lieben Alexandra gestoßen und auch wenn eine Übernachtung nicht ganz billig ist, wollte ich sie mir gönnen. Nach der langen und anstrengenden Fahrt, war das die beste Entscheidung. Schon am Tor wurden wir herzlich begrüßt und quatschten erstmal ausgiebig über den Bulli. Das Zimmer war perfekt und alleine die Aussicht vom Bett aus war einfach Klasse! Es war wie in einer anderen Welt. Nachdem wir uns kurz ausgeruht hatten, fuhren wir in die Stadt um nach etwas essbarem zu suchen. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass wir das coolste Restaurant überhaupt gefunden hatten. Schon von außen sah es tierisch gemütlich aus und von irgendwo hörte ich richtig gute Musik. Hier findet ihr das Cocomo Restaurant. Das Essen war grandios aber das ist es wirklich überall gewesen. Nach dem Essen kaufte ich dem Sänger noch zwei CD´s ab - diese wurden dann auf der kompletten Strecke, jeden Tag, rauf und runter gehört:)


Am nächsten Morgen fuhren wir zum Elfanten Park in Knysna - mein absolutes Highlight auf der Strecke!! Ich lief schon den ganzen Morgen wild umher, checkte mindestens 100 mal ob auch wirklich alle Akkus der Kamera geladen waren. Dann fuhren wir endlich los. Von "Lodge on the Lake" brauchten wir mit dem Bus knapp zwei Stunden. Unterwegs fanden wir noch einen richtig schönen Oldtimer Händler mit richtigen Schätzen, und das zu einem spitzen Preis. Würde ich dort leben, hätte ich sicher einen mitgenommen aber hier in DE zahlt man sich alleine an der Versicherung schon zu Tode. Um die Mittagszeit erreichten wir dann endlich den Park. Schon als ich das Schild laß, kamen mir die Tränen. Ein Jahr zuvor war es noch undenkbar, dass ich diesen Ort je sehen würde, und dann war er da. Nachdem wir den Eintritt gezahlt hatten, warteten wir auf unseren Guide. Ich lief im Eingangsbereich auf und ab, als plötzlich die Tür aufging und uns ein netter junger Mann freundlich begrüßte: „Hey, kommt bitte mit, ihr müsstet euch zunächst einen kurzen Film anschauen, dann können wir zu den Elefanten“. Der Film dauerte knapp 5 Minuten und zeigte einem die wichtigsten Verhaltensregeln im Umgang mit den Tieren.

Wir wurden mit einem kleinen, offenen Wagen zu den Elefanten gefahren. Auf dem Weg liefen einige Zebras entlang, die uns aber nur genervte Blicke zuwarfen. Klar, dachte ich mir, wie würde ich mich fühlen. Dann sah ich die Elefanten und ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht wie ein kleines Kind los zu flennen. Es war einfach so schön, den Elefanten nah zu sein. Wir durften sie zunächst, jeder nach einander, füttern. Ich würde auch gerne mal so gierig sein, wenn es um Obst geht. Kaum war der Eimer leer, fanden die Elefanten uns anscheinend nicht mehr interessant genug und liefen zu den Wasserlöchern. Unser Guide erklärte uns wahnsinnig viel über die Elefanten, woher sie kommen, wie lange sie bleiben, welche Namen sie haben, wie lange er seinen Job schon macht, und und und. Dabei sagte er immer wieder: „I can take a picture. Picture? Oh, that is great, go on this side. Oh, beautiful“. Er hätte locker bei GNTM anfangen können. Nach knapp einer Stunde mit den Elefanten verabschiedeten wir uns von unserem Guide. Am liebsten wäre ich direkt dort geblieben. Dann hätte ich mich um einen Vollzeitjob beworben.


Am Abend waren wir noch Mexikanisch essen. Die Stadt war wie leer gefegt. Die meisten Menschen sind nach 17:00 Uhr in ihren Häusern. Man muss sich schon ganz schön daran gewöhnen, dass die Geschäfte überall um diese Zeit schließen. Nach Sonnenuntergang um 19:30 Uhr sollte man dann auch nicht mehr alleine herumlaufen. Als wir mit dem Essen fertig waren, wollten wir daher ein Taxi bestellen, doch der Kellner schaute auf die Uhr und sagte: „Tut mir leid, da müssten sie locker eine Stunde warten. Ich kenne jemanden, der sie fahren könnte. Ein schwarzes Auto wird gleich vor der Tür stehen.“ Ich kam mir ja doch ein bisschen doof vor aber er ließ uns auf keinen Fall um diese Zeit alleine laufen. Dann tauchte das Auto auf und ich dachte noch: „Wer weiß, wer das ist? Was ist, wenn er uns gar nicht nach Hause fährt?“ Naja, wir stiegen ein und nannten dem Mann hinter dem Steuer unseren Campingplatz. Er wirkte sehr freundlich und als ich fragte, ob er ein Freund von dem Kellner sei, antwortete er nur: „Ich bin der Geschäftsführer“. Ich war baff ?.


Die Sonne versteckte sich noch hinter den Wolken, da lief ich nach draußen und machte in Schlafsachen den Bulli sauber. Hier kennt mich ja keiner, also mir egal wer mich sieht! Könnte das nicht auch zu Hause so sein? Gegen 11:00 Uhr fuhren wir dann weiter nach Plettenberg Bay. Die Landschaft wechselte fast im Minutentakt. Wir sagten kein Wort, hörten dem Sänger mit seiner Gitarre zu und waren einfach glücklich...


Unsere vorletzte Unterkunft war das Mandalay Guest House. Auch hier hätte ich viel länger bleiben können, so herzlich wurden wir aufgenommen. Da wir an diesem Tag einfach mal gar nichts machen wollten, fuhren wir zum Strand und knallten uns in die Sonne. Keine 10 Minuten später kam ich mir wie ein fauler Tourist vor und wollte irgendwas machen. Der Strand war mitten im Touristengebiet und nicht wirklich schön, daher suchten wir recht zeitnah nach einem anderen Strand. Doch selbst die Einheimischen schwörten auf diesen Strand. Ich glaube, wir hatten einfach andere Vorstellungen als sie. Auf der Stadtkarte, die uns im Guest House gegeben wurde, erkannten wir am Ende noch eine Markierung für einen längeren Strand. Über die N2 fuhren wir ein Stück vom Zentrum weg und bogen in Richtung "Keurbooms Beach" ab. Wir fuhren die Straße bis zum Ende durch und blickten auf einen traumhaften Strand. Hohe Wellen brachen an den Felsen und Möwen flogen um unsere Köpfe. Am Strand war kein Mensch - so wie wir es wollten. Im Restaurant Enricokann man fabelhaft direkt neben den Felsen sitzen und die Seele baumeln lassen. Nach einer heftig großen Pizza, ging es ab zum Strand. Baden kann man hier nicht, die Wellen und die Strömung sind einfach zu gefährlich. Wir liefen keine 10 Meter ins Wasser als uns die erste Welle auch schon umhaute. Also blieben wir einfach im Wasser sitzen und versuchten stärker zu sein als die Wellen.


Hier machten wir am Abend auch die Bilder vom VW-Bus. Der Sonnenuntergang war so schön und zauberte ein tolles Licht. Hier bin ich auch das erste Mal mit dem VW-Bus gefahren. Da kommen definitiv Muskeln auf.

Unsere letzte Nacht verbrachten wir in Mossel Bay. Leider hat es den ganzen Tag geregnet und ich habe keine Bilder gemacht. Aber ich glaube, ihr habt auch so eine ganze Menge sehen können. Wir übernachteten im De Bakke Santos Resort, eine Anlage mit Häusern für mehrere Personen. Am letzten Tag stand der härteste Tag auf dem Programm. Knapp 8 Stunden haben wir von Mosel Bay bis Kapstadt gebraucht. Ich war fix und fertig, da es doch gar nicht so leicht ist, den VW-Bus zu fahren. Zumindest nicht bei meiner Körpergröße. Aber!!

ICH WÜRDE ES IMMER WIEDER TUN.